Kick-Off für Mentoring Hessen

Mit einer großen Veranstaltung wurde am 7. Juni das europaweit einmalige Förderprogramm Mentoring Hessen der Öffentlichkeit vorgestellt. In seinem Grußwort an die 300 Gäste betonte der Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Dr. Enrico Schleiff, wie wichtig es sei, diverse Berufswege aufzuzeigen. „Wir wollen Frauen die Entscheidung über ihre Karriere nicht abnehmen, aber mit diesem Projekt die Vielfalt der Möglichkeiten aufzeigen.“

Bis heute sind Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft unterrepräsentiert, vor allem in Professuren und Führungspositionen. Um diese Situation zu ändern und weibliche Talente für Führungspositionen an Hochschulen und Unternehmen fit zu machen, startete Anfang des Jahres das neue Verbundprojekt der hessischen Hochschulen. Mentoring Hessen will die Karrierechancen für Frauen verbessern, strukturelle Nachteile ausgleichen und eine ausgewogene Gender-Balance in Wissenschaft und Wirtschaft herstellen.

Der Präsident der Justus-Liebig-Universität und Sprecher der Konferenz Hessischer Universitätspräsidien (KHU) Prof. Dr. Joybrato Mukherjee hob hervor, dass das Projekt in der Hochschullandschaft eine Vorreiterrolle einnimmt. „Es ist uns gelungen, nicht nur alle hessischen Hochschulen an einen Tisch zu bringen, wir haben auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und renommierte Kooperationspartner aus der Wirtschaft gewonnen. Es geht um den Benefit für alle.“

Die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft ist eine Besonderheit des Projekts. Der Geschäftsführer Personal von Sanofi-Aventis Deutschland, Dr. Emmanuel Siregar, rückte auch die unternehmerischen Vorteile der Frauenförderung in den Fokus. „Derzeit haben wir 48 Mentorinnen, die sich im Rahmen von Mentoring Hessen engagieren. Wir wissen, dass die Gleichstellung von Frauen nicht nur eine moralische Frage, sondern für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens unverzichtbar ist.“

Die Geschäftsführerinnen Dr. Ulrike Kéré und PD Dr. Astrid Franzke präsentierten die Struktur von Mentoring Hessen: Bereits während des Studiums oder der Promotion werden talentierte Studentinnen und Doktorandinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen darin bestärkt, eine Hochschulkarriere oder eine Führungsposition ins Auge zu fassen. Für die Zielgruppe der Studentinnen liegt der Schwerpunkt auf den MINT-Fächern, ab der Promotionsphase werden Frauen aller Fachrichtungen gefördert.

In ihrem Festvortrag benannte Prof. Dr. Martina Schraudner, Leiterin des Fraunshofer Center for Responsible Research and Innovation, klar die Hemmnisse für weibliche Karrieren. Als wichtig für den beruflichen Erfolg würden immer wieder Faktoren wie „Selbstmarketing“, „Netzwerken“ und „Durchsetzungsstärke“ genannt. Frauen aber würden mit Attributen wie „Empathie“, „Sozialkompetenz“ und „Teamfähigkeit“ in Verbindung gebracht. „Das ist ein Dilemma“, so Schraudner. „Stereotype Rollenbilder werden tradiert und solange Studentinnen mir erzählen, dass sie ein bis zweimal die Woche erklären müssen, warum sie Maschinenbau studieren, muss sich etwas in den Köpfen verändern.“

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte sie mit Bettina Buschhoff, Geschäftsführerin Personal bei Procter & Gable, PD Dr. Elke Holst, Forschungsdirektorin Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung und Prof. Dr. Gabriele Gühring von der Hochschule Esslingen darüber, wie eine gender-gerechte Organisationskultur aussehen müsste. Die Frauen sind sich einig: „Von allein tut sich nichts.“ Es müssten Rahmenbedingungen wie z.B. eine Quote gesetzt werden. Mentoring provoziere die notwendige Dynamik. Es bringe viele starke Frauen in Führung, die später den Stab an andere weitergeben könnten. Sei ein Frauenanteil von 30% erreicht, würde es einfacher.

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